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Warum Selbstständige zu wenig verdienen
Für viele Angestellte ist es ein Traum, ihr eigenes Ding zu machen.
Sie haben eine coole Idee, keinen Bock mehr auf das Angestelltendasein und denken sich, ich mach mich selbstständig.
Ganz typische Berufe dafür:
- Fotograf
- Texter
- Grafik-Designer
- Physiotherapeut
- Designer
…und einige mehr.
Dann gibt es noch die, zu denen ich auch gehöre, die einen oder mehrere Berufe hatten und den Spaß daran verloren haben. An irgendeinem Punkt im Leben merken sie dann:
Ich will jetzt Coach, Trainer, Speaker, Mentor oder Berater werden.
Wovon 80% einfach loslegen, ohne je eine Ausbildung dazu absolviert zu haben … das nur am Rande erwähnt.
Nun denken sich die zuvor Angestellten, dass es vor allem ja auch mehr zu verdienen gibt, wenn sie sich selbstständig machen. Doch da liegt schon der berühmte Hund ganz tief begraben.
Weniger statt mehr
Denn es wird immer wieder vergessen – frag mich bitte nicht woran es wirklich liegt – was alles auf einen Selbstständigen zukommt.
- Krankenversicherung selbst zu zahlen.
- Rücklagen für die Rente bilden, da in der Regel nicht mehr in die Rentenkasse eingezahlt wird. Wobei, auch das sei erwähnt, wer heute mit 20 oder 25 Jahren noch an die Rente glaubt, der darf auch glauben, dass am 24. Dezember das Christkind die Geschenke bringt.
- Die Mehrwertsteuer abzugeben an das Finanzamt. Randerwähnung ohne Gewähr: Bleibt der Umsatz unter 22.000 € im Jahr, giltst dies als Kleinunternehmer und es muss keine Mehrwertsteuer/Umsatzsteuer abgeführt werden.
- Weiterhin wird gerne vergessen, dass auch Einkommensteuer zu zahlen ist. Randerwähnung ohne Gewähr: Wer weniger als 8.600 € im Jahr (Grundfreibetrag) einnimmt, zahlt keine Einkommensteuer. Ist die Einnahme höher, variiert der Steuersatz je nach Höhe zwischen 6 % und 42 % zuzüglich Kirchensteuer bzw. Solidaritätszuschlag.
Dies nur um ein paar Punkte zu nennen.
Was allerdings immer wieder falsch läuft, bei denen die ihr eigenes Ding machen wollen, ist das Denken. Das berühmte Mindset.
Denken wie ein Angestellter
Am Montag hatte ich das schon angedeutet. 80% aller Selbständigen denken immer noch wie Angestellte.
Doch Angestellte haben ein Unternehmen das alles für sie regelt.
Angestellte werden
- vom Unternehmen mehr oder weniger geführt,
- bekommen ihre Aufgaben und
- am Ende des Monats das Gehalt.
Das, was dann netto auf dem Konto landet ist zum Ausgeben.
Es gibt noch den Lohnsteuerjahresausgleich, den jeder machen kann. Doch mit den paar Euros, die es ggf. zurück gibt vom Finanzamt, kannst Du mal schick essen gehen.
Die Selbstständigen rechnen dann einfach ihren Nettostundenlohn aus, packen da 20% bis (wenn sie ganz mutig sind) 100% drauf und los geht’s.
- Im ersten Jahr scheitern bereits 21%. Wenn sie Glück haben, dann ist nur wenig Geld verloren.
- Nach 10 Jahren scheitern 66%, also jeder Dritte.
Denn das Mindset, die Denkweise und somit auch die Handlungsweise wird beibehalten, so wie es als Angestellter war.
Es wird einfach nur Zeit gegen Geld getauscht.
- Es wird in Stundensätzen gerechnet und gearbeitet.
- Das wiederum führt dazu, dass ständig neue Aufträge, neue Kunden gebraucht werden.
Doch sein eigenes Business zu verkaufen, ist etwas völlig anderes, als im Unternehmen seinen Job zu machen.
Ein kurzes Beispiel:
Ein Angestellter verdient netto 2.000 € im Monat. 24.000 im Jahr. Weihnachtsgeld oder Urlaubsgeld, lasse ich mal weg. Bei 40 Stunden in der Woche, ergibt das rechnerisch 12,50 € als Stundensatz.
Jetzt will der Angestellte natürlich in seiner Selbstständigkeit, auch mindestens diese 24.000 € netto im Jahr haben.
- Dafür braucht er einen Umsatz von ca. 29.000 € vor Steuer.
- Wird nun (ganz mutig) der eigene Angestellten-Stundenlohn von 12,50 € auf 25 € für die eigene Rechnung erhöht, bedeutet das mindestens 24 Stunden pro Woche in Rechnung stellen zu können.
- Dann kommt nur das gleiche raus, wie in der Angestelltenzeit.
- Krankenversicherung, Rücklagen, mögliche Büromiete, etc. erstmal unberücksichtigt.
Doch alle die Selbstständig werden, wollen deutlich mehr verdienen, als zuvor.
Wer 100.000 € im Jahr an Umsatz erreichen will, ist mit einem Stundensatz von 25 € dazu nicht in der Lage. Er müsste pro Woche 83 Stunden verkaufen.
Selbst bei einem Stundensatz von 100 € sind knapp 21 Stunden in der Woche in Rechnung zu stellen … und das gerechnet auf 52 Wochen im Jahr.